„Medien bestimmen unsere Lage, die (trotzdem
oder deshalb) eine Beschreibung verdient."
Friedrich A. Kittler, „Grammophon Film Typewriter", 1986
Die Kunst von Dorit Margreiter, in der seit den frühen neunziger Jahren prägnante Episoden aus der Geschichte moderner Architektur, Medienkultur
und Warenästhetik evoziert und aktualisiert werden, scheint auf den ersten Blick ganz einer beschreiben-
den Annäherung an ihre jeweiligen Motive und Sujets verpflichtet: Architektonisch gerahmte Durchblicke, gestalterische Details, graphische Oberflächen, fokussierte Materialstudien, ausgefeilte Objekt-
arrangements, aus der Distanz erfasste räumliche Passagen und die statuarischen Posen mitunter aufwendig ausgestatteter Personen treten besonders
in Margreiters filmischen Werken an die Stelle konventioneller Erzählstränge, Dialogszenen und Handlungsmuster. In langen Einstellungen, vermittels kontinuierlicher Kamerafahrten und im Verlauf
von Sequenzen, die streng kadrierte Standbilder aneinander zu fügen scheinen, findet sich die Aufmerksamkeit des Betrachters fortwährend auf ausgesuchte Aspekte einer Lage, bevorzugt eines architektonischen Raum gelenkt, die tatsächlich
in erster Linie von Medien bestimmt wirkt und der Aufforderung Friedrich A. Kittlers entsprechend
einer Beschreibung bedarf. [...]
Auszug aus: André Rottmann, „The Artist as Topologist: Notes on the Work of Dorit Margreiter"