Man hat Roman Signers Werke mit dem Etikett „Zeitskulptur" versehen. Das Anliegen, das sie mit
der traditionellen Skulptur teilen, ist die handwerkliche Gestaltung physischer Materialien in drei Dimensionen; doch sie erweitern dieses Anliegen zu dem, was
man als die vierte Dimension bezeichnen könnte
oder auch nicht: die Dimension der Zeit. Zeitskulptur untersucht die Verwandlung der Materialien durch die Zeit, lenkt das Augenmerk des Betrachters auf die Erfahrung des Ereignisses, die dadurch geschaffenen Veränderungen und die daran beteiligten Kräfte.
Mit ihrer abwechslungsreichen Kombination von dreidimensionalen Objekten, Live-Action, Standbild-fotografie und filmischer Dokumentation umrahmen Signers Zeitskulpturen Episoden, die von der Eindämmung und Freisetzung von Energie handeln,
stets mit Raffinesse, häufig mit fesselnder, epigram-
matischer Rasanz und unwiderstehlichem Humor.
(...) tatsächlich ist der Schritt von der Skulptur zur Zeitskulptur in mancher Hinsicht erfreulich einfach: elementar, um einen Begriff zu benutzen, den der Künstler im Hinblick auf sein Werk häufig gebraucht. (...) Ausgehend von einer anscheinend beschränkten Palette von Prozessen und Materialien gelingt Signer eine Poetik, deren Bandbreite vom Melancholischen zum Aufregenden, vom Liebenswürdigen zum Gewaltsamen, vom Ernst-haften zum unwiderstehlich Albernen reicht und zu vielen Punkten nördlich, südlich, östlich und westlich dieser Gefühls-
koordinaten.
Auszug aus: Rachel Withers, Collector's Choice.
Roman Signer, Vol. 07, Köln 2007