Udo Kochs Arbeiten lassen sich als kalkulierte Formforschungen charakterisieren, die sich einem begrenzten Stück Fläche oder dem Raum gegenüber
so verhalten, als sei es das Ganze. Thematisiert werden in erster Linie Zwischenräume und damit die Form eines vermeintlichen Nichts. Dem Umriss wird hierbei eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Kontur ist Anlass und Gegenstand seiner Zeichnungen. Zugleich entfaltet Udo Koch aus dem Umriss ein methodisches Vorgehen, das auch seinen plastischen Arbeiten zugrunde liegt. Mit Hilfe diverser Konstruktionsweisen wie Spiegelungen, Drehungen oder Verschiebungen geraten seine entindividualisierten Formfindungen zum Modell eines Nachvollzugs der spielerischen Evolutionskräfte der Natur. Koch erkundet mit seiner Kunst die Potenziale der Faszination und Schönheit, die dem Dazwischen und den Rändern innewohnen können. Hinter der vermeintlich vertrauten, vorgefundenen Realität lässt er eine zweite Wirklichkeit aufscheinen, die sich den Dingen auf behutsame und poetische Weise von den Rändern her annähert.
Auszug aus: Harald Uhr, Udo Koch, Bonner Kunstverein, 2004