Monika Dillier ist kürzlich in Goethes Wahlverwandtschaften auf eine Aussage gestossen, die ihr eigenes Spannungsverhältnis zwischen Politik und Poesie auf einen entlastenden Grund stellt: «Man weicht der Welt nicht sicherer aus als durch die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst.» Über Jahrzehnte hat ihr Schaffen dem Spagat zwischen dem Stachel der Wahrnehmung sozialer Realität und der Affinität für den Zauber von Welt standgehalten. Im immer wieder ausholenden Pendelschlag zwischen Politik, kollaborativen Aktionen und individueller künstlerischer Produktion lebt es einerseits von der Energie der Reibung, andererseits von der Begeisterungsfähigkeit über den sinnlichen Eigenwert von Farbe, Linie und Material. (...) Nicht ihr Interesse am Absurden oder Unbewussten schürt Monika Dilliers fortlaufendes Sammeln, sondern ihr Staunen über die wirkliche, mikro- und makrokosmische, soziale und architektonische Oberflächenbeschaffenheit unseres Globus. Schön ist das, sofern man Schönheit, wie Dillier, nicht im harmlos Beschaulichen ortet, sondern dem Sichtbaren eine tatsächliche und mächtige Schaulust abgewinnt. Max Ernst wusste es und Dillier erprobt es in lässiger Unabsichtlichkeit: Wo zwei oder mehr «wesensfremde Elemente» aufeinander treffen, werden «die stärksten poetischen Zündungen» provoziert. (...) Isabel Zürcher