Ausstellungsansicht ÜBER ALLEM SCHWEBT TUFFI
Gespräch mit Kahluwe
Wuppertal, 20.01.2012
Video, Farbe, Ton, 32'
Ed. 3 Ex.
Herr Schmitt
Wuppertal, 2010-2011
Videoinstallation, Farbe, Ton, 15'
Unikat
Herr Schmitt
Wuppertal, 2010-2011
Videoinstallation, Farbe, Ton, 15'
Unikat
Ausstellungsansicht ÜBER ALLEM SCHWEBT TUFFI
Heinz Velten
Grossflächenmalerei, 2012
Acryl auf Papier
255 x 265 cm
Unikat
Fatima Althoff und Heinz Velten im Gespräch
Maintal-Ost, 20.01.2012
Videoinstallation, Farbe, Zweikanalton, 28'
Unikat
Gina Althoffs Antipoden-Artistik (Training)
Maintal-Ost, 2011
Video, Farbe, Ton, 1'42'' / 1'46''
Ed. 3 Ex.
Ausstellungsansicht ÜBER ALLEM SCHWEBT TUFFI
Über allem schwebt Tuffi, die neueste Arbeit von Till Velten ist eine sehr persönliche Annäherung des Künstlers an seine Familie, Herkunftsstadt und die aussergewöhnliche Fahrt des Elefanten Tuffi in der Wuppertaler Schwebebahn. 'Back to the roots' kreisen Veltens Gespräche um die künstlerische Arbeit von Vater Heinz, seines Zeichnens Grafiker und Grossflächenmaler im öffentlichen Raum, und um die künstlerische Obsession seines Onkels Kahluwe, der immer wieder die Rolling Stones malt. Wir sehen Kahluwe im Gespräch mit Till Velten in einer Wuppertaler Kneipe, deren Wände einst die Konterfeis von Mick, Keith, Charlie und Ron zeigten: 'But it's all over now!' Die ortsbezogene Arbeit in der Gaststätte ist längst modischen Umbauten zum Opfer gefallen. Und auch andernorts hat der Zahn der Zeit Spuren der Kunst-am-Bau-Projekte von Heinz Velten verwischt.
Fragend beginnt Till Velten das Gespräch mit dem Vater auf der Spurensuche nach einer im Stadtraum platzierten, moosgrünen Polyesterplastik. Dabei zeigt der behutsame Umgang mit Erinnerungsbruchstücken auf eindrückliche Weise, wie es Velten gelingt, Kunst als Praxis zur Erforschung von Orten im Medium des Interviews zu praktizieren. Das Interesse an diesen Rekonstruktionen, die der Künstler selbst als "Gesprächsbildhauerei" versteht, wird durch eine Auseinandersetzung mit dem Thema Kunst im öffentlichen Raum befördert und bewegt sich dennoch jenseits fester Begrifflichkeiten: So entsteht Zeit und Raum, um die Artistin Gina Althoff zu den Erzählungen ihres verstorbenen Vaters Harry zu befragen. Harry Althoff, Spross einer der weltweit ältesten Zirkusdynastien, war Augenzeuge, als am 21. Juli 1950 der vierjährige Elefant Tuffi bei einer Werbeveranstaltung des Zirkus Althoff und der Stadt Wuppertal aus dem fahrenden Wagen der Schwebebahn in die Wupper sprang (...)
Erweitert und komplettiert wird die Ausstellung durch die ebenfalls in Wuppertal entstandene Arbeit Herr Schmitt. Der ehemalige Bordellbesitzer, aktive Bodybuilder und bekennende Anhänger der Rosenkreuzer betreibt ein ungewöhnliches und solitäres Hobby: Die ganze Aufmerksamkeit des Herrn Schmitt gilt der gesprochenen Sprache und deren Deformation. Akribisch führen seine handschriftlichen Notationen die alltäglichen Versprecher von Fernsehmoderatorinnen und -moderatoren auf. Gleich einer esoterischen Praxis eines modernen Rosenkreuzers, die die eigene Transfiguration zu erlangen versucht, geht er hierbei vor. Oder zeichnen seine fortlaufenden Dokumentationen vielleicht die Unvollkommenheit und das Unheil der Sprache und des Sprechens in und über die Welt auf? Manfred Seiler