Ausstellungsansicht SABINE HERTIG - SCRAP
Ausstellungsansicht SABINE HERTIG - SCRAP
Ohne Titel, 2011-2013
Analoge Collagen auf Papier, gerahmt
je 18 x 15 cm
Ausstellungsansicht SABINE HERTIG - SCRAP
Ausstellungsansicht SABINE HERTIG - SCRAP
Landscape Nr. 11, 2013-2015
Öl, Acryl und analoge Collage auf Leinwand, 6-teilig,
integrierter USB-Stick mit freiem Speicherplatz
320 x 360 cm
Gebratene Fischstücke, Menschenhaufen und verwelkte Blumenteile türmen sich zur Landschaft auf. Wie selbstverständlich treten Fragmente aus der Unschärfe hervor und sind doch Teil eines hintergründigen Gesamtgefüges. Eisbären schwimmen im collagierten Wasser und bäumen sich auf. Menschen und Tiere verstecken sich hinter Mauern und im Dickicht. Alles scheint in Rotation versetzt und verwirbelt sich malerisch zu pflanzenähnlichen Gebilden und architektonischen Elementen. Im selben Moment droht das Angestaute sogleich wieder zusammenzubrechen. Alles – und sei es noch so verwirrend – scheint ineinander zu passen und entfaltet eine erstaunliche Raumtiefe.
Bei näherer Betrachtung wird die Sehnsucht nach Orientierung immer grösser. Architekturfragmente, Landschaftsteile, Menschengruppen und Essensreste rücken zusammen. Alles scheint sich in ein prekäres Ganzes zu fügen, sind doch die Collagefragmente mit ihren Bildkanten sowie Licht- und Schattenflächen so zusammengesetzt, dass deren Schnittstellen auf Distanz nicht erkennbar sind.
Sabine Hertig pflegt seit Jahren einen offensiven Umgang mit allen Informationsmedien. In ihrer zweiten Einzelausstellung in der Galerie STAMPA führt sie ihren Landschaftszyklus weiter und zeigt neueste Arbeiten. Die Künstlerin hat ihre Bildquellen ständig erweitert und bedient sich in „Scrap“, nebst Bildern aus Zeitungen, Magazinen und dem Internet, vermehrt auch des Bilderrepertoires von Koch- und Tierbüchern.
Neben grossformatigen, farbigen Collagen liegt ein neuer Schwerpunkt auf monumentalen Schwarzweiss-Collagen. Dank präziser Kompositionen und einer elaborierten Lichtführung wird der Blick des Betrachters auf untergründige Weise gesteuert. Der Pinsel wird dabei nur noch zur Retouche eingesetzt oder gänzlich weggelassen. Gleichzeitig nähern sich die historisch wirkenden Schwarzweiss-Collagen immer stärker der Malerei an: Der analytische Schwarzweiss-Strich der Zeichnung löst sich in malerische Synthese auf.
Folgerichtig erweitert Sabine Hertig mit dem Ausstellungstitel „Scrap“ auch den Begriff der Collage. „Scrap“ bedeutet ja mehr als etwas Weggeworfenes, Ausgesondertes oder in Stücke Zerlegtes. „To scrap“ heisst auch „etwas abschaffen“, inklusive Regeln und Gesetzen. Die Collage ist für Hertig denn auch weit mehr als ein medientechnologisches Instrument, nämlich ein Werkzeug des anschaulichen Denkens über eine Welt, die selbst zur Informationsmontage geworden ist.