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EVA-FIORE KOVACOVSKY
Stimulus of Light

10. Februar 2017 – 1. April 2017
 

Im Fokus von „Stimulus of Light“ steht das Licht bzw. dessen Bedeutung in der Natur und Fotografie. Der Ausstellungstitel bezieht sich so auf zentrale Aspekte der künstlerischen Arbeit von Eva-Fiore Kovacovsky, die durch einen experimentellen Umgang mit fotografischen Reproduktionstechniken sowie Studien der Biologie und Botanik geprägt sind. Ihre intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Naturauffassungen wie auch konkreten Phänomenen der Pflanzenwelt findet hier zur Form als Fotogramme, fotografische Objekte und plastische Abdrücke. Ergänzt werden diese neuen Werkserien durch eine Auswahl früher Arbeiten, die eindrücklich das ganze Spektrum von Kovacovskys künstlerischer Naturabbildung, -darstellung und -inszenierung zeigen. 

 
So entstand etwa die Serie Interspecies Communication (2015-2017) als Reaktion auf eine in der Fachzeitschrift „Science” publizierte Studie, welche sich mit der Bestäubung der tropischen Schlingpflanze Marcgravia Evenia durch Fledermäuse beschäftigt. Diese sind blind und orientieren sich mit Ultraschall im Urwald. Um für die Tiere besser sichtbar zu sein, hat die Pflanze ein trichterförmiges Blatt entwickelt, das wie eine Satellitenschüssel funktioniert. Diese Kommunikationsstrategie hat die Künstlerin zum Rollen und Verformen des Fotopapiers in der Dunkelkammer angeregt. So stellt sie selbst Kommunikationsmittel her, welche einen Dialog zwischen verschiedenen Spezies – dem Kunstwerk und Betrachter – anregen. 
 
In ihrer neuen Serie Astwerke (2016-2017) arbeitet Kovacovsky mit den visuellen und abstrakten Qualitäten von Baumkronen. Losgelöst von ihrer Funktion, betrachtet sie Bäume als Kompositionen, die sich im Raum entfalten. Durch die Belichtung verschiedener Bild-ausschnitte auf ein und demselben Bogen Fotopapier entsteht eine Überlagerung und Verdichtung des Astwerks. Diese Linien überschneiden und verweben sich mit Fotogrammen von Ästen, die während den Belichtungen auf den Papierbögen platziert wurden. 
 
Ein wichtiges Thema in Kovacovskys Arbeiten ist der grosse Einfluss, den der Mensch auf die Natur ausübt: Der problematische Zustand des Anthropozän – einem neuen Zeitalter, in dem viele geologisch signifikante Bedingungen und Prozesse auf unserem Planeten durch menschliche Aktivitäten verändert werden.
 
Als Reaktion darauf manipuliert sie selbst Pflanzen und deren Erscheinungsbild wie z.B. Pestwurz, die von den in Europa beheimateten Arten die grössten Pflanzenblätter hat. Fürdie Werkgruppe der Hüllen (2015) hat sie diese auf Alltagsobjekten positioniert, die während des Trocknens die Form der Objekte angenommen haben. Die Blätter wurden so zu einer zweiten Haut. Die Serie Abdrücke (2016) entstand wiederum durch das Verpacken von nassem Gips in Pestwurzblättern. Manche dieser ‚Laubpakete’ wurden zwischen Fluss-steinen getrocknet und stellen auf diese Weise sowohl Abdrücke von Laubblättern (Oberfläche) als auch von Flusssteinen (Form) dar. 
 
Eine weitere Arbeit, die sich mit der Dualität von Mensch und Natur auseinandersetzt, ist die ältere Werkserie Herbarium Proprius (2010). Pflanzenformen wurden hier als Pflanzencollagen neu interpretiert, und Gräser zu komplexen, geometrischen Formgebilden arrangiert. 
 
Eva-Fiore Kovacovsky hat eine grosse Faszination für Gräser, da sie in ihrer Erscheinung einerseits extrem formal und einfach sind, andererseits in einer grossen Vielfalt von Arten, Strukturen und Formen existieren. Ihre Künstlerbücher, die sie als Beginn einer eigenen botanischen Bibliothek versteht, sind Lexika von Optionen, die Arten und Formen vergleichen und dem Betrachter ihre persönliche Auseinandersetzung mit der Formenwelt der Pflanzen in Erfahrung bringen. 
 
Zwei frühere Arbeiten aus der Serie der Fotogramme (2011-2013) basieren schliesslich auf Laubblättern, die ‚Frassbilder’ von Insekten aufweisen. Wie Negative wurden sie von der Künstlerin in der Farbdunkelkammer durch Doppelbelichtungen, wechselnde Farbfilterkombinationen und Bewegungen des Papiers manipuliert.