Start / Ausstellungen / VERGANGENE / 2017 / VALENTINA STIEGER Simple Harmony Triumphs Again
Harmony Triumphs Again, 2017 | Variable Rauminstallation | Synthetischer Wachs, synthetische Seile, | pulverbeschichtetes Metall | 40 x 200 x 400 cm | Unikate Harmony Triumphs Again, 2017
Variable Rauminstallation
Synthetischer Wachs, synthetische Seile,
pulverbeschichtetes Metall
40 x 200 x 400 cm
Unikate Harmony Triumphs Again, 2017 | Detailansicht Harmony Triumphs Again, 2017
Detailansicht Harmony Triumphs Again, 2017 | Detailansicht Harmony Triumphs Again, 2017
Detailansicht Harmony Triumphs Again, 2017 | Detailansicht Harmony Triumphs Again, 2017
Detailansicht Harmony Triumphs Again, 2017 | Variable Rauminstallation | Synthetischer Wachs, synthetische Seile, | pulverbeschichtetes Metall | 40 x 350 x 400 cm | Unikate Harmony Triumphs Again, 2017
Variable Rauminstallation
Synthetischer Wachs, synthetische Seile,
pulverbeschichtetes Metall
40 x 350 x 400 cm
Unikate
VALENTINA STIEGER
Simple Harmony Triumphs Again

1. September 2017 – 21. Oktober 2017
 
Der Titel der Ausstellung ist einem der zahlreichen Einrichtungsmagazine entliehen und bezeichnet einen aktuellen Trend im Bereich der Wohngestaltung. „Simple Harmony Triumphs Again“ steht für eine klare Formensprache, einfache aber funktionalistische Einrichtungsgegenstände, eine Reduzierung auf das Wesentliche und dezent eingesetzte Farbgestaltung. Die Suche nach Harmonie zeigt sich hier in einer ausgeglichenen Einheit und Einfachheit, die als angenehm und schön empfunden werden.
 
„Simple Harmony Triumphs Again“, was wie das ferne Echo eines modernistischen Credos klingt, ist längst zu einem Lifestyle-Paradigma geworden: Massentaugliches Design hat unsere Wohnräume und unseren Alltag erobert. In den vielfältigen Inszenierungen attraktiver Lebenswelten popularisieren und instrumentalisieren sich Alltagsdesign, Architektur und Kunst gegenseitig. Diese Ambivalenz einer umfassenden Ästhetisierung aller Lebensbereiche ist ein zentrales Thema der künstlerischen Arbeit von Valentina Stieger.
 
Die gleichnamige Werkgruppe besteht aus raumgreifenden Metallgestellen, die als Display-Struktur für eine neue Serie von Wachsobjekten dienen. Die Gestelle referieren auf „Coffee-Tables“, die ihrer eigentlichen Funktion als Beistelltische beraubt, den Ausstellungsraum strukturieren: Sie rahmen und schützen die fragilen Wachsobjekte und ermöglichen oder verwehren den Zugang zu ihnen. Als skulpturale Objekte, deren Formensprache im Spannungsfeld zwischen Kunst und Möbeldesign steht, schliessen sie an Stiegers Werkgruppe Fit for Purpose an, wie sie u.a. im Kunsthaus Glarus zu sehen war.
 
Die handgefertigten Unikate aus Wachs hat die Künstlerin mit unterschiedlich gearbeiteten, synthetischen Seilen versehen. In ihrer ephemeren Materialität nehmen sie so Bezug auf Kerzen. Wie bei den raumfüllenden „Coffee-Tables“ stehen Grösse und geometrische Form der Wachsobjekte jedoch im klaren Kontrast zur Inspirationsquelle. Dennoch tut sich hier eine weitere bedeutungsreiche Bezugswelt auf. Sie lässt an Kerzen als gefällige Dekorationsobjekte denken, die als Einrichtungsgegenstände atmosphärische Akzente setzen sollen und ihrem ursprünglichen Gebrauch als Lichtquelle doch weitgehend enthoben. Im übertragenen Sinne stehen sie für Romantik und Einkehr, aber auch für Feierlichkeit und religiöses Zeremoniell.
 
In der Ausstellung vermögen die aus synthetischem Wachs gegossenen und eingefärbten ‚Kerzen‘ nicht zu brennen oder (tröstendes) Licht zu spenden. Als funktionslose, vielschichtige Objekte in Pastelltönen betonen und befragen sie vielmehr die eigene ambivalente Natur als ästhetisierte Ware, sakrales Objekt und künstlerisches Werk an der Grenze zwischen Kitsch und Kunst.
 
Die englischen Begriffe, wie „Short Term Goals“ oder „Doubling Time“, die sich auf der Einladungskarte finden und in Form von “Inlays“ auch die Wachsobjekte zieren, referieren zuletzt auf ein Sprachvokabular aus der Business-Welt. Sie entstammen wissenschaftlichen Studien zu „Life-Work-Balance“ und Stress am Arbeitsplatz, in denen eine durchökonomisierte Arbeitswelt im vermeintlichen Gegensatz zu unserer privaten Lebenswelt und den eigenen vier Wänden als Rückzugsort steht.