Ausgehend von einer zweimonatigen Residency im Senegal, zeigt Katja Aufleger Skulpturen, Videoarbeiten, Installationen und ein spontanes fotografisches Tagebuch im Dialog mit Gilli Stampa.
In ihren Werken erforscht die Künstlerin Gleichgewichtsverhältnisse, Machtgefüge, die latente Möglichkeit von Schöpfung und Zerstörung sowie Orange Money – ein mobiles, in vielen afrikanischen Ländern ehemals monopolartig verbreitetes Zahlungssystem der französischen Telekommunikationsfirma Orange.
Die gleichnamige Arbeit besteht aus 12 Bronzeskulpturen und einem Video. Gefilmt in den Strassen von Dakar, zeigt Orange Money in verschiedenen Sequenzen Orangenverkäufer, wie sie akribisch Früchte schälen. In der Konzentration auf diese Geste entsteht eine Spannung zwischen der Rundheit der Orange, der Zartheit ihrer Schale und dem scharfen Metall des Messers. Die zunächst harmlosen Handlungen, die in der Wiederholung zur Abstraktion werden, heben die humorvolle, poetische Qualität und Doppeldeutigkeit der Geste hervor.
Die kugelförmigen Skulpturen aus Bronze wurden aus den im Video geschälten Orangen geschaffen. Wie kleine Planeten, weist jeder Abguss eine besondere Oberflächenstruktur auf – so wie die Kunstfertigkeit der verschiedenen Schältechniken jeden Stand vom anderen unterscheidet und den geschälten Früchten eine persönliche Note verleiht. Die bronzenen Orangen sind einzeln erhältlich. Bei jedem Verkauf gehen 10 % an die Orangenverkäufer in Dakar als Reverenz an die ehemals 10 % Provision, die die europäische Firma Orange bei jedem Geldtransfer nahm. So kehrt die Künstlerin den Weg von Orange Money um zugunsten der afrikanischen Strassenhändler, die sich mit ihren Verkaufsständen ein bescheidenes Einkommen erarbeiten.
Die Installation Fanta Flirt ist ein künstlerischer Verweis auf eine andere Version von ‘Orangensaft’ sowie eine lichtdurchlässige, arabeske Architektur.
Auflegers Templates stellen maßstabsgetreue Vergrösserungen von Schablonen aus der Architektur, Netzplantechnik, Fernmeldetechnik und anderen Ingenieursbereichen dar. Sie sind der Anfang einer neuen Werkserie und lassen als abstrakte Bilder an Planetenbahnbeschreibungen, Geheimsprachen oder andere Versuche, die Welt zu vermessen und zu beschreiben, denken.